Rückblick auf das Seminar für Suchtkranke 2025

Das erste Seminar 2025 fand wie immer für Suchtkranke vom 28.03.-30.03.2025 im altbekannten Kiez Querxenland in Seifhennersdorf statt. Das Thema „Medikamentenabhängigkeit“ stand für dieses Wochenende auf dem Plan. Ein Thema, was zu Beginn mit viel Neugier und Interesse von den teilnehmenden Freunden und Freundinnen kundgetan wurde. An diesem Seminar nahmen 24 Männer und Frauen teil – 21 Betroffene und 3 Angehörige. Von den 24 Teilnehmer/innen waren 4 zum ersten Mal dabei.

 

Dieses Mal waren 4 Abhängigkeitskategorien, z.T. auch mehrfachabhängig, zusammengekommen: 18 x Alkoholabhängigkeit

2 x Spielsucht

2 x Medikamentenabhängigkeit

2 x Drogensucht

Diese Mischung brachte noch mehr Neugier und Interesse hervor. Das Thema „Medikamentenabhängigkeit“ war für einige doch noch recht unbekannt. Andere wiederum kannten sich mit bestimmten Medikamenten schon recht gut aus. Aber wie und was wirklich alles dahintersteckt, war den Meisten nicht bekannt bzw. bewusst.

Nach der Anreise und dem Abendbrot trafen wir uns alle zur offiziellen Begrüßung im Seminarraum zusammen. Nach der Vorstellungsrunde fand die Einstimmung zum Seminar statt. Mit welchen Fragen und Vorstellungen sind wir zum Seminar gekommen. Und hier kristallisierten sich die unterschiedlichen Erfahrungen mit Medikamenten schon heraus. Aber Fragen stellten dann doch viele aus ihrem Wissensstand heraus:

  • Wie gefährlich sind Psychopharmaka?

  • Welche Gefahren bzw. Einschränkungen bringt das E-Rezept?

  • Besteht bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln eine Gefahr zur Abhängigkeit?

  • Wie erkennt man eine Medikamentenabhängigkeit?

  • Welche Wege führen zur Abstinenz der Medikamentenabhängigkeit?

  • Wie gut ist die Verfügbarkeit

  • Wie und wo fängt die Medikamentenabhängigkeit an? Arzt?

  • Wenn Abhängigkeit vorliegt, darf ich wieder Medikamente nehmen? Welche Alternativen gibt es?

  • Ehrlichkeit zum Arzt?!

Schon anhand dieser Fragen, wurde uns allen bewusst, wie interessant und wichtig dieses Thema für alle ist. Hier hätten wohl viele gleich weitermachen wollen. Aber der Ausklang des ersten Abends ist wie schon seit jeher der gemeinsame Besuch der Eisdiele.

Am Samstag ging das Seminar mit einer erfahrenen Suchttherapeutin, Frau Forst, aus der Suchtberatungsstelle Radebeul weiter. Es fand noch einmal eine kleine Vorstellungsrunde statt, wobei uns die Suchttherapeutin bat, die Abstinenzzeit mit anzugeben. An dem Seminar nahmen 21 Betroffene und 3 Angehörige teil. Die Betroffenen haben zusammen eine Abstinenzzeit von ca. 184,5 Jahren (ca. 8,8 Jahre/Betroffener) erreicht. Eine Zahl, auf die wir alle stolz sein können.

 

Nun stellte uns Frau Forst einige Fragen, zum Thema Sucht/Abhängigkeit, welche wir mit „Aufstehen“ beantworten sollten:

 

  • Wer hat seine Ärzte über Abhängigkeit informiert?  20

  • Wer nimmt Medikamente?  21

  • Wer nimmt ärztlich verordnete Medikamente?  21

  • Wer weiß wofür die verordneten Medikamente sind?  21

  • Wer hat einen Medikamentenplan?  15

  • Wer bespricht mit dem Arzt die Verordnung (wofür, Dosis, Dauer, Wechselwirkung…)

15

  • Wer nimmt frei verkäufliche Medikamente?  14

  • Wer nimmt regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel ein und wer informiert Arzt darüber?

5

  • Wer lebt allein?  8

  • Wer hat Notfalldose?  5

Diese Fragen regten uns alle zum Nachdenken an. Wofür sind einige Fragen so wichtig? Zum Beispiel die letzten beiden Fragen ergeben hierzu einen wichtigen Hinweis. Im Notfall macht diese Notfalldose richtig Sinn, da hier alle wichtigen Informationen aufgeführt und hinterlegt sind und dann wichtig sein könnten. Aber es ist nicht nur für alleinlebende wichtig. Im Notfall, wenn wir im Stress sind, können wichtige Informationen vergessen oder aber auch falsch wiedergegeben werden und das kann schwerwiegende Folgen haben.

Dann las uns Frau Forst eine Geschichte über den Nebel vor. Nebel der unsere Abhängigkeit verschleiert, also nicht sehen lässt. Es kann aber auch ein Nebel sein, den wir nicht sehen wollen, da wir uns darin wohl fühlen und es uns damit bessergeht. Und nun ist unsere allgegenwärtige Achtsamkeit gefragt. Mit dieser können wir uns aus diesem Nebel befreien, was wir ja auch schon geschafft haben und stolz darauf sein können. Diese Achtsamkeit darf nie nachlassen, da die anderen Kategorien der Abhängigkeit uns genauso befallen könnten.

 

Frau Forst hatte auch eine Präsentation zu unserem Thema mitgebracht. In dieser wurden uns Zahlen, Daten und Fakten dargelegt, wie groß das Ausmaß der Medikamentenabhängigkeit ist. Die Gefahr abhängig zu werden, ist sehr groß. Selbst nichtverschreibungspflichtige Medikamente können dazu führen. Diese Erkenntnis hat uns alle sehr getroffen. Umso wichtiger ist es, die Medikamente nur dann einzunehmen, wenn eine Notwendigkeit besteht und den gegenseitigen, vertrauensvollen Kontakt zum Arzt zu diesem Thema immer aktuell aufrecht zu erhalten.

 

 

 

Der Vormittag mit Frau Forst war sehr informativ und umfangreich, aber für uns alle sehr wichtig und für die Zukunft hilfreich. Damit sprachen wir Frau Forst ein großes Dankeschön aus und hoffen, Sie bald wieder einmal begrüßen zu dürfen.

 

Nach dem Mittag arbeiteten wir an diesem Thema in großer Runde intensiv weiter. Aufgrund des Vormittages hatten wir genug Material dafür. Aber auch der Austausch untereinander war sehr groß. Eine sehr schöne Sache war, dass uns die 2 Drogenabhängigen Einblicke in ihre Geschichten gaben, obwohl sie erst das erste Mal dabei waren. Ein großes Dankeschön für ihren Mut. Der Nachmittag verging wie im Pflug, da so rege und intensiv gesprochen und diskutiert wurde. Dieses Thema ist so umfangreich, dass es an einem Wochenende nicht vollends bearbeitet und abgeschlossen werden kann.

Am Abend fanden wir uns in kleinen Gruppen wieder. Einige gingen spazieren, andere spielten Karten. Jeder fand seinen individuellen Weg, diesen intensiven Tag für sich ausklingen zu lassen.

Und schon ist der letzte Vormittag angebrochen. Unsere beiden Organisatoren Ralph und Matthias begannen diesen damit, uns eine Geschichte über den Verlauf der Medikamentenabhängigkeit vom Einstieg bis zum Ausstieg von Lisa (Nasenspray freiverkäuflich) und Marco (Benzodiazepine als angstlösendes Mittel – verschreibungspflichtig) vorzulesen. Diese Geschichte fasste all das, was wir uns zuvor erarbeitet hatten, perfekt zusammen. Jeder konnte nun genau diese Entwicklung nachvollziehen. Ein sehr schöner gelungener Abschluss.

Der Rückblick auf dieses Seminar fiel durchgehend positiv aus. Alle Teilnehmer bestätigten die Wichtigkeit dieses Themas und das es alle treffen kann. Mit unserer eigenen Achtsamkeit haben wir die Möglichkeit, diese zu vermeiden. Die Erwartungen zu diesem Thema wurden weit übertroffen.

Ein sehr großes Dankeschön möchten wir an unsere Freunde Ralph Müller und Matthias Sanftleben sagen. Ohne ihre Vorbereitung und Durchführung des Seminars wäre dies so nicht möglich gewesen.

Das Fazit lautet: Bleibt weiterhin alle achtsam!

Silke Sonnemann

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