Woche für Kinder aus suchtbelasteten Familien 2024
Endlich war es wieder soweit. Ein weiteres Mal startete die „Woche für Kinder aus suchtbelasteten Familien“. Vor ein paar Wochen hatten die Kinder ihre Einladung erhalten und waren gespannt, was genau sie in Seifhennersdorf im „Querxenland“ vom 07.10. bis 11.10.24 erwartete. Das Motto der Woche war diesmal: „Zirkusspaß: Wo Clowns stolpern und Querxe tanzen!“.
Am Montag reisten 29 Kinder im Alter von 2 bis 14 Jahren und 10 Erwachsene an. Der Landesverband der Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe hat sich im Vorfeld einiges Ausgedacht, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, eine Woche voller Spaß und ohne häusliche Sorgen zu erleben. Vom Landesverband waren Uwe, Mirko, Ralph und Jacqui vor Ort.
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Vor dem Mittagessen gab es eine Begrüßungsrunde. Am Nachmittag startete wir die Schatzsuche. In 3 Gruppen ging es durch den herbstlichen Wald. Dabei war die erste Herausforderung, einen aufgeblasenen Luftballon mit zunehmen und diesen bis ins Ziel zu tragen. An verschiedenen Punkten waren Aufgaben zu erledigen. Das waren zum Beispiel: Dinge ertasten, Scherzfragen lösen, ein lustiges Foto und so viele Kinder wie möglich auf einem Baumstamm unterbringen. Im Zielbereich gab es noch ein Wetthüpfen, in einer extra angefertigten Hose, wo jedes Kind in ein Bein passte. Das war lustig. Im Anschluss durften die Kinder die gut versteckte Schatzkiste suchen. Es dauerte eine Weile bis sie diese gefunden hatten.
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Am Abend wurden dann Lampions gebastelt, aus Bügelperlen kleine Kunstwerke geschaffen und gespielt.
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Der Dienstag startete mit Frühsport. Dann wurde es spannend. Dieser Tag sollte unser Zirkustag werden. Konnte es tatsächlich funktionieren an einem Vormittag ein Zirkusprogramm einzustudieren, was am Nachmittag aufgeführt wird? Die Kinder durften sich aussuchen, was zu ihnen passt und wurden den Erwachsenen zugeordnet. So bekam der Clown Ralph zwei kleine Clowns, der Fakir Uwe 2 Mädels, welche eine Judonummer mit unterbringen wollten, Mirko war der Zirkusdirektor mit Assistentin, Jacqui übernahm die Akrobatengruppe und auch die anderen Erwachsenen wurden mit eingespannt. Lars war der Zauberer, mit mehreren kleinen Zauberern, Nicole übernahm die Bauchtanzgruppe, Anne und Katja hatten mehrere Zirkustiere, welche Kunststücke einstudierten. Zwei der größeren Mädels waren für die Musik und die Maske verantwortlich.
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Es war wunderbar zu beobachten, wie alles sich zusammenfügte. Es wurden Aufritte erarbeitet, Kostüme rausgesucht, gelacht, geprobt und auch der Auftrittsraum wurde geschmückt. Am Nachmittag war es soweit. Alle hatten Kostüme an, waren geschminkt und aufgeregt. Die Zirkusvorstellung war super. Es war erstaunlich wie reibungslos die Kinder mit Unterstützung der Erwachsenen ihre Programmnummer vorführten. Alle lachten über die Clowns, bewunderten die Zauberer, staunten über Handstand, Spagat oder darüber, dass ein Junge super einen Hula-Hoop-Reifen um den Bauch tanzen lies. Die Bauchtänzer bewegten beim Tanzen bunte Bänder, die Tiere sprangen durch reifen und als der Fakir dran war, waren alle besonders mutig. Der Fakir hatte echte (unscharf gemachte) Glasscherben dabei. Zuerst liefen seine 2 mutigen Assistentinnen über die Scherben. Dann schlossen sich ganz viele Kinder freiwillig an und bewiesen echt Mut. Der Clown wollte dann mit Schuhen darüber laufen. Das liesen die Kinder nicht zu. So lief auch der Clown über die Scherben. Es gab tosenden Applaus und anschließend noch bunte Zuckerwatte für Alle. Jacqui zeigte den Kindern dann noch, wie aus Luftballons Hunde gedreht werden. Viele probierten dies auch und zeigten dann Jacqui wie man eine Blume aus 2 Luftballons hinbekommt.
Warum war dieser Zirkustag für die Kinder so wichtig und wertvoll. Die Kinder hatten die Möglichkeit sich stärkenorientiert mit einzubringen. Darüber nachzudenken, worin bin ich gut und die Möglichkeit zu haben, dies auch zu zeigen, ist enorm wichtig und gerade für die Kinder aus suchtbelasteten Familien. Außerdem war dies eine wunderbare Aufgabe um die Teamfähigkeit und den Zusammenhalt zu fördern. Als die Kinder über die Scherben gelaufen sind, war zu beobachten, wie sie sich überwinden mussten und wie stolz sie waren es geschafft zu haben. Selbstwirksamkeit, Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und Teamfähigkeit sind für die Kinder ganz wichtige Punkte und wurden an diesem Tag intensiv umgesetzt. Am Abend wurde wieder gebastelt und gespielt.

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Der Mittwoch startete wiederum mit Frühsport. Danach ging es mit dem Bus zur Kulturinsel Einsiedel. Alle waren gut ausgerüstet und hatten eine Taschenlampe dabei. Es gab die Möglichkeit durch dunkele Röhren zu gehen bzw. zu kriechen, zu klettern, zu rutschen, Tiere zu streicheln und Einiges mehr. Nach erstem vorsichtigem erkunden hatten alle viel Spaß, auch für die Verpflegung war gesorgt. Um die Kinder nach diesem turbulenten Tag ein wenig in Ruhe zu bringen, gab es am Abend eine Runde Yoga und danach wurden die Decken in den Aufenthaltsraum geholt, LED Kerzen aufgestellt, sich eingekuschelt und Jacqui hat Geschichten vorgelesen.
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Und schon war es Donnerstag. Der Tag startete wiederum mit Frühsport, welcher mittlerweile eine Morgenroutine darstellt. Nach dem Frühstück stand Prävention auf dem Plan. Ein sehr wichtiger Teil der Woche. Zum einen wollen wir die Kinder frühzeitig über Suchtmittel und das was sie bewirken aufklären und zum Anderen wissen lassen, dass es nicht ihre Schuld ist, wenn Mama oder Papa Suchtmittel konsumieren. Der Satz einer Mama: „ Ich habe mich über dich geärgert und deswegen trinke ich wieder“, ist schnell gesagt, haftet aber tief auf der Kinderseele.
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Da Sigrid Wirth ein super Händchen dafür hat, den Kinder dies zu vermitteln und dazu auch noch Herzblut für diese schwierige Thematik, haben wir uns sehr gefreut, dass sie erneut unserer Einladung gefolgt ist. Zunächst starteten die jüngeren Kinder und zeigten auf einem Würfel einen Smilie der ihrer Stimmung entspricht und nannten ihren Namen. Danach wurden Suchtmittel (Bierflasche, Zigarettenschachtel, Medikamente) gezeigt.
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Es ist immer wieder erstaunlich, welches Wissen selbst bei den Jüngsten schon da ist. Danach malten alle ein Bild. Darauf sollte zu sehen sein, welche Aktivität sie sich in der Familie wünschen. Das war sehr interessant. Geschwisterkinder wünschten sich mal allein was mit den Eltern zu machen, es gab einen Wunsch einfach mal in Ruhe zuhause zu sein und natürlich Baden, Eisessen usw.. Ein Bild eines Kindes unter 6 war dabei, welches die vorhergezeigten Suchtmittel mit darstellten, welche durchgestrichen waren. Wir sprachen noch über die Bilder.
Dann waren die älteren Kinder an der Reihe. Sie zogen Karten mit suchtspezifischen Fragen und konnten sich jemand raussuchen, der dies beantwortete. Dabei entstand automatisch eine Diskussion. Im Anschluss hatte Sigrid einen Rauschbrillenparcour vorbereitet und drei verschiedene stärken von Rauschbrillen mitgebracht. So konnte sowohl probiert werden, wie sich Rausch anfühlt und wie sich jemand im Rauschzustand verhält. Ja, es wurde gelacht, es wurde aber auch wahrgenommen, wie es ist, man belacht wird, weil man nicht um Kegel laufen kann oder ein Schloss nicht aufbekommt. Die Kinder bedankten sich herzlich bei Sigrid und hatten sogar einen Strauß Luftballonblumen vorbereitet. An dieser Stelle auch vom Landesverband ein dickes Danke.
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Am Nachmittag fuhren wir mit dem Bus ins Mariba-Bad nach Neustadt. Die Kinder tobten und rutschten und hatten Spaß.
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Am Abend ging es dann zur Nachtwanderung. Die Lampenschirme, welche und IKEA geschenkt hat, waren wunderschön bemalt und dienten jetzt als Lampion. Die bunten LED Blinklichter in den Lampions wechselten die Farbe. Farbenfroh, gut gelaunt und mit ein bisschen ängstlicher Aufregung ging es durch den Wald. Eines der Kinder wurde unbemerkt als Elch verkleidet und begann das Feld von hinten aufzurollen und erschreckte die anderen. Es gab ein kleines Kreischen und Lachen. Danach gab es am Lagerfeuer für alle leckeren Knüppelkuchen.
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Der Freitag war der Abreisetag. Heute war der Frühsport freiwillig. Der größte Teil der Kinder war dennoch dabei. Es lag aber etwas Wehmut in der Luft, denn es war der Abreisetag. Bei einer Abschlussrunde konnten alle nochmal sagen, was ihnen besonders gefallen hat. Alle erhielten noch einen Rucksack mit Inhalt. Der Rucksack war eine Spende einer Selbsthilfegruppe und selbstgenäht.
Es war eine erlebnisreiche, runde Woche. Alle Kinder waren zum Schluss sehr offen. Es haben sich Freundschaften gebildet und Nummern wurden getauscht. Auch die Erwachsenen, die mit Kindern, bzw. Enkeln angereist waren, haben die Zeit als intensiv und sehr förderlich für die Beziehung zwischen sich und den Kindern empfunden.
Die Woche ist eine sehr wertvolle Sache für Alle.
Im Namen der Kinder möchten wir uns ganz herzlich bedanken, dass diese Woche möglich ist. Sie gibt den Kindern aus suchtbelasteten Familien Stärke und Halt. Ohne die finanzielle Unterstützung der Krankenkasse, der Spenden aus den Selbsthilfegruppen (in verschiedenster Form), Spenden und Sponsoren von anderer Stelle, wie zum Beispiel Kaufland und IKEA, wäre diese Woche nicht möglich. DANKE! Danke auch an den Landesverband für die Vorbereitung und die Durchführung in ihrer Freizeit. Ein ganz besonderer Dank auch an Uwe, welcher als Geschäftsführer die Kinderwoche plant, organisiert und den Hauptüberblick über die finanziell möglichen Ausgaben hat.